Die DZ Bank Kunstsammlung erzählt die Geschichte der Fotografie

Die DZ Bank Kunstsammlung legt den Fokus auf fotografische Ausdrucksformen in der zeitgenössischen Kunst. Mit ca. 10.000 Kunstwerken verfügt die Bank über eine der größten Sammlungen ihrer Art. Dr. Christina Leber ist Leiterin der DZ Bank Kunstsammlung und schildert uns, warum das Medium Fotografie so bedeutend ist und wie die Strategie umgesetzt wird. Wie alles […]
8 Sep, 2020
DZ Bank Kunstsammlung

Die DZ Bank Kunstsammlung legt den Fokus auf fotografische Ausdrucksformen in der zeitgenössischen Kunst. Mit ca. 10.000 Kunstwerken verfügt die Bank über eine der größten Sammlungen ihrer Art. Dr. Christina Leber ist Leiterin der DZ Bank Kunstsammlung und schildert uns, warum das Medium Fotografie so bedeutend ist und wie die Strategie umgesetzt wird.

Wie alles begann

Die Geschichte der Fotografie ist so alt wie die Genossenschaftsbanken selbst. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die erste bekannte Fotografie aufgenommen.

Erste Fotografie
Joseph Nicéphore Niépce (1827) Blick aus dem Arbeitszimmer in Le Gras.

Die Anfänge der Fotografie gehen jedoch viel weiter zurück. Im 4. Jahrhundert v. Chr. hat Aristoteles sich bereits mit der Spiegelung des Lichtes befasst. Im Laufe der Zeit haben große Denker dieses Phänomen weiter gedacht und mit der Lochkamera erste Apparate entwickelt. Das Konzept der Camera Obscura wurde von Persönlichkeiten wie Leonardo Da Vinci, René Descartes oder John Locke immer wieder aufgegriffen.

Die Deutsche Bank fokussiert sich mit ihrer Kunstsammlung auf das Medium Papier. Im Gegenzug dazu gab die DZ Bank (damals noch die DG Bank) eine Recherche in Auftrag, um herauszufinden, welche Gattungen noch nicht in Unternehmen gesammelt wurden. So kam man auf das Thema Fotografie. Ein wichtiger Grund für die Entscheidung lag auch darin, dass die Fotografie von etwas Bürgerlichem geprägt ist. Die reiche Oberschicht ließ ihre Porträts weiterhin mit Ölgemälden festhalten, wohingegen sich das Bürgertum mit Hilfe der Fotografie ablichten ließ.

1993 erfolgte der Start der Sammlung, wobei sich diese nicht nur auf die Fotografie als Abbild beschränkt, sondern dieses Thema ganzheitlich umfasste. Siebdrucke, Installationen, filmische Inszenierungen, Skulpturen und bemalte Fotografien zählen ebenso dazu.

DZ Bank Kunstsammlung
Installation von Johannes Franzen, Foto: Norbert Miguletz

In den ersten fünf Jahren waren die Werke für die eigenen Mitarbeiter bestimmt. Ganze Etagenkonzepte wurden vorgelegt und die Mitarbeiter konnten aus einer Auswahl entscheiden, welche Kunstprojekte in ihre Räumlichkeiten kommen. Ziel davon war und ist es, neue Perspektiven zu öffnen und den Arbeitsplatz kulturell zu bereichern.

DZ Bank Kunstsammlung

Es geht um die Kontextualisierung im Rahmen der Fotografie. Ein Kunstwerk erzählt oftmals die Geschichte des Künstlers. „Wenn mir das Kunstwerk gefällt, schau ich mir weitere Werke des Künstlers an, um der Thematik dahinter näher zu kommen. Das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung spielt dabei eine wichtige Rolle. Es entwickelt sich ein Prozess, der die eigene Wahrnehmung bestätigen und zu mehr Selbstsicherheit führen kann. Der Mut zur eigenen Wahrnehmung ist eine wichtige Eigenschaft, welche sich durch das berufliche und private Leben zieht. Somit schafft die Kunst für den Betrachter bereits einen fundamentalen Mehrwert.“, schildert Dr. Christina Leber, Leiterin der DZ Bank Kunstsammlung.

Dr. Christina Leber – Leiterin der DZ Bank Kunstsammlung

Die Auswahl der Bilder richtet sich nach den gesellschaftlichen Themen der Ausstellung. Ausgehend von den bestehenden Werken werden ggf. Ergänzungskäufe vorgenommen, um das jeweilige Thema zu komplettieren. Dabei geht es um ästhetische Kunst, die nahbar ist. Zu weit hergeholt darf es nicht sein. Der Moment der Betrachtung ist ausschlaggebend, um die Prozesshaftigkeit hinter dem Werk greifen zu können, ohne sich 30 bis 100 Seiten zur Thematik durchlesen zu müssen. Die Werke bilden eine Art der Kommunikation, eine kreative Ausdrucksweise, welche die Möglichkeit der Selbstreflexion schaffen soll.

Mittlerweile besteht die DZ Bank Kunstsammlung aus ca. 10.000 Werken von internationalen Künstlern. Laut Sotheby’s und Christie’s hat sie über die Jahre einen beträchtlichen Wert erlangt. Dieser Wert der Sammlung besteht allerdings nicht in einer Währung, sondern in der Botschaft der Kunst: Kommunikation im Dialog.

Die DZ Bank Kunstsammlung hat heute einen internationalen Namen. Dies liegt auch an der Entscheidung, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zwischen 1997 und 2003 wurden Teile der Sammlung in Form einer Welttour in Metropolen wie Moskau, Tokyo, Singapur oder New York ausgestellt. Damals belief sich das Portfolio noch auf 3.000 Werke.

In 2009 konnte trotz der Finanzkrise ein eigener Ausstellungsort, das „Art Foyer“, in den Räumlichkeiten in Frankfurt eingerichtet werden, welcher für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Dort finden nun jährlich drei verschiedene Ausstellungen statt, welche durch professionelle Kunstvermittler begleitet werden. Neben den 250 Führungen pro Jahr für Erwachsene werden auch regelmäßig Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten.

Win-Win – Synergien in der Kunst

Die aktuelle Ausstellung Win-Win zeigt Resultate aus verschiedenen Kooperationen. Die Kombination aus Wissenschaft und Philosophie ist eine der Ideen, die hier zum Tragen kommt. Dabei werden auch Themen wie Terrorismus oder Nationalismus auf künstlerische Art und Weise bearbeitet. Die Fotografie als Medium steht auch hier im Fokus.

Helena Petersen zeigt mit ihren Werken vulkanische Glasfragmente. Damit greift sie das Thema von Naturkatastrophen auf. Ihre Idee entstand durch intensive Gespräche mit Vulkanologen in Neapel. Durch diesen Dialog über die Naturgewalt und die Erdentstehung ist das Kunstwerk in einem Prozess entstanden.

Vulkanisches Glasfragment (1) und (2), 2014-2018

Eine Broschüre zur aktuellen Ausstellung finden Sie hier.

Künstlerstipendium

Neben dem kulturellen Engagement für die Öffentlichkeit und die eigenen Mitarbeitern und Kunden setzt sich die DZ Bank Kunstsammlung auch für Künstler ein. Sie vergibt alle zwei Jahre ein Förderstipendium. Bei der Auswahl darf jedes Jurymitglied zehn Künstler nominieren, die ihre Projektideen vorstellen. Zwei davon erhalten ein Stipendium von jeweils 12.000 Euro und die Möglichkeit, ihr umgesetztes Projekt im Art Foyer auszustellen. Zudem werden Werke dreier weiterer Künstler des Auswahlverfahrens in der Schau gezeigt und für die DZ Bank Kunstsammlung erworben.

DZ Bank Kunstsammlung Förderstipendium  Juri
Die Jury von 2019/2020 – www.dzbank-kunstsammlung.de/de/sammlung/foerderstipendium

Gemeinnützige Zusammenarbeit

In Zusammenarbeit mit dem Städel Museum bildet die DZ Bank Kunstsammlung eine gemeinnützige GmbH für ihre permanente Leihgabe von 220 Werken. Dadurch werden Entscheidungen gemeinsam gefällt, was den demokratischen Gedanken der Genossenschaft widerspiegelt.

Dialog und Prozesshaftigkeit

Mit Blick auf das Engagement der DZ Bank Kunstsammlung, der aktuellen Ausstellung oder der Kooperation mit dem Städel werden zwei Themen deutlich. Der Dialog ist für die Bank eine tief verwurzelte Komponente. Die Kunstwerke fördern genau diesen Dialog, indem sie den Betrachter dazu ermutigen, sich mit der Thematik zu beschäftigen und in Diskurs zu treten.

Ebenso wie die Geschäftsentwicklung der Bank ist auch das Schaffen von Kunst ein Prozess, der seine Zeit in Anspruch nimmt. Gerade diese Prozesshaftigkeit steckt auch in der eigenen Wahrnehmung. Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk, dem Künstler und der Thematik kann die eigene Wahrnehmung bestätigt werden. Daher lohnt sich ein Besuch im Art Foyer der DZ Bank Kunstsammlung für jedermann.

AUTOR:IN


Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

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