K Felix G Åhrberg pusht den Weinbau in Schweden

K Felix G Åhrberg ist leidenschaftlicher Winzer aus Schweden. Er bleibt seiner Heimat treu und sieht in Schweden viel Potential.
5 Mrz, 2021
k felix g åhrberg

„Wein aus Schweden, das gibt’s doch gar nicht!“ Gibt’s wohl!, weiß K Felix G Åhrberg. Er ist ein Winzer aus Schweden und erklärt, warum er gerade in Schweden einen positiven Trend für Wein sieht.

K Felix G Åhrberg

Gelernt hat K Felix G Åhrberg an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg in Österreich. Damit ist er in einer der besten Akademien für Önologie gewesen. Im Anschluss an sein Studium hat er auf verschiedenen Weingütern in Südafrika, Neuseeland, Frankreich, Schweiz und Österreich Berufserfahrung sammeln können.

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K Felix G Åhrberg

Nebenbei war Felix auch immer als Künstler tätig. In Graz konnte er seine Werke sogar in einer Galerie ausstellen und zum Verkauf anbieten. Mit den Einnahmen finanzierte er sich seinen Aufenthalt in Frankreich nach seinem Studium. Neben der Kunst zählt auch die Musik zu seinen Leidenschaften.

Kullabergs Vineyard

Felix und seine 7 – 15 Mitarbeiter bewirtschaften aktuell auf seinem Weingut Kullabergs Vineyard 14 Hektar Rebfläche. Das ist mehr als 10 % der gesamten Anbaufläche in Schweden, die bislang nur 125 Hektar ausmacht. Das Weingut liegt im Südwesten auf einer Halbinsel in Skåne. Dieser Teil Schwedens war auch das erste Stück Land, dass nach der Eiszeit vor 10.000 Jahren auftaute. Die Böden sind heterogen – teilweise reich an Sand oder an Lehm.

Da das Klima durch die Küste relativ mild ist, besteht auch keine Gefahr von Frost. Im Winter wird es nicht zu kalt und im Sommer erreichen die Höchsttemperaturen ca. 25 Grad. Der Vorteil der nördlichen Lage ist vor allem die lange Sonnenzeit. Durch den lichtbasierten Prozess ergibt sich eine komplexe Aromatik. Die Weine sind fruchtig und haben dennoch eine angenehme Säure. Der Klimawandel spielt etwas in die Karten, ist jedoch nicht der Hauptfaktor für den Weintrend in Schweden.

Bei den Rebsorten setzt K Felix G Åhrberg auf sogenannte PiWi-Sorten.

Dabei handelt es sich um pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die seinem Credo der Nachhaltigkeit entsprechen. Im Bereich der PiWi-Sorten sind Deutschland, die Schweiz und Österreich schon sehr weit. Vor allem in Deutschland wird wissenschaftlich viel geforscht. Die Idee besteht schon seit über 100 Jahren. Daher gibt es bereits viele verschiedene PiWi-Reben – alte Sorten wie auch ganz innovative Neuzüchtungen.

„Wir wollen uns hier anschließen und den Ausbau dieser Reben fördern. Daher gehen wir mit gutem Beispiel voran. Bei dem Schutz der Reben kann man auch auf natürliche Weise vorgehen.“, so K Felix G Åhrberg. So spritzt er verschiedene Pflanzenextrakte im Weinberg, um das eigene Immunsystem der Reben zu aktivieren. Auch für die Düngung setzt der schwedische Winzer Stallmist vom Bauern ein, um ganz wenig synthetischen Produkte verwenden zu müssen.

Aktuell wird der Keller ausgebaut auf 2.000 Quadratmeter. Das ist genug Kapazität für ca. 30 Hektar Rebfläche. Um eine möglichst hohe Diversität aufzubauen, werden knapp 30 Rebsorten angepflanzt, wovon 6 bis 8 jedoch die ausschlaggebenden sind. Dazu zählt zum Beispiel Solaris, die sehr harmonische Weine hervorbringt und ähnlich zuckerbildend wie der Sauvignon Blanc ist, aber keine Noten von Paprika oder Brennnessel aufweist – eher blumiger und tropischer. Andere Sorten sind Donauriesling, Pinot Nova, Souvignier Gris, Muscaris oder Cabernet Noir.

In den letzten fünf Jahren ist viel passiert. K Felix G Åhrberg konnte seine Weine nicht nur regional verkaufen, sondern fand auch viele Abnehmer aus dem Ausland. So exportiert er bereits nach Deutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich, Japan und Norwegen.

Schweden ist ein Land mit Potential

Aller Anfang ist schwer. Aktuell gibt es kaum eine Infrastruktur für den Weinbau in Schweden. Gerade deshalb packt Felix dort an, wo Strukturen her müssen. So verfasst er z.B. den Weincodex zusammen mit einem Komitee, da es in Schweden noch kein Weingesetz gibt, oder stellt neue Verbindungen und Partnerschaften her, um aktiv Ausbildungsmöglichkeiten in der Region zu schaffen. Dabei spricht er mit der örtlichen Universität und schafft Bildungsprogramme, damit auch andere Winzer Know-How aufbauen können.

In der Vergangenheit gab es schon immer ein paar Hobby-Winzer und Pensionäre, die sich zusammen geschlossen haben. Sie haben nicht nur gezeigt, dass der Weinbau in Schweden machbar ist, sondern haben auch vorgemacht, wie man den Wein herstellt. Dies war ein wichtiger Schritt, um nun den Weinbau professionell auf einen internationalen Standard zu bringen, damit er auch den qualitativen Ansprüchen der Konsumenten entspricht.
Hier setzt Felix an, um Jungwinzer zu ermutigen und die Qualität des schwedischen Weins auf ein hochwertiges Niveau zu bringen. Eine der Errungenschaften war die Gründung des SOVK (Schwedischen Önologie und Vitikultur Komitee).

Die Produktion von Fassweinen betrachtet K Felix G Åhrberg als Fehler hier. Lieber verzichtet auf Ertrag und produziert daher auch nur eine Flasche Wein pro Rebstock. „Über die Masse können wir nicht konkurrieren. Bei uns kostet das Kilo Trauben nicht wie in Spanien ein paar Cents, sondern wir bewegen uns hier auf Schweizer Niveau. Die Lese erfolgt per Hand und maschinelle.“, schildert Felix.

Wo geht die Reise hin?

125 Hektar Rebfläche gibt es aktuell in Schweden. Laut K Felix G Åhrberg könnte man im ganz Schweden die Rebfläche auf 10.000 Hektar ausbauen. Der Trend von nachhaltigen Weinen und regionalen Produkten spricht für den weiteren Anbau. Hinzu kommt, dass K Felix G Åhrberg bereits vor Abfüllung fast komplett ausverkauft ist. Das ist ein gutes Zeichen für ihn und sein Weingut sowie den gesamten Weinbau in Schweden.

Aber der Weg ist noch ein weiter. Denn erstmal müssen Strukturen her. Es reicht nicht, dass Winzer gute Arbeit leisten. Es müssen auch Sommeliers aufmerksam auf schwedischen Wein werden. Außerdem müssen schwedischen Bauern überzeugt werden, dass es sich lohnt, ihr Angebot zu diversifizieren und den Weinbau mit aufzunehmen.

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Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

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