Die Weinwirtschaft nachhaltiger zu gestalten, hört nicht im Weinberg oder im Weinkeller auf. Anja Sistonen hat für die Abfüllung und Vermarktung xbo gegründet. Was es damit auf sich hat, erfahren wir im Interview:
Wie kamst du zum Thema Wein?
Warum rieche ich Schokolade, Zitrone oder Thymian? Wird Wein mit Wasser hergestellt? Wieso benutzt man Stahltanks?, ich dachte Wein wird in Holzfässern ausgebaut. Wegen all dieser Fragen habe ich mich 2018 dazu entschieden, eine Reise in die Welt der Weine zu beginnen.
Als gelernte Industriekauffrau und in der Stahl- und Maschinenbranche tätig, hatte ich „nur“ privat mit Wein zu tun und wollte Antworten auf meine Fragen, ohne tausend Bücher zu lesen. Und somit ging es für mich raus aus der Industriebranche, rein in die Leidenschaft. Mit dem festen Willen, genau wissen zu wollen: Warum schmeckt Wein, wie er schmeckt?
Was hat dich zur Idee von xbo-box gebracht?
Meine Aus- und Weiterbildung habe ich nebenberuflich absolviert und mir diese dadurch finanzieren können. Es war aber für mich an der Zeit, in die Umsetzung zu kommen und mehr praktische Erfahrungen zu sammeln.
Als ich 2021 mit meiner Familie in Finnland war, stand ich vor Regalen mit Wein, abgefüllt in Bag-in-Boxen. „Wow!“ Das war Liebe auf den ersten Blick. Ich erkannte sofort die Großartigkeit der Idee, die Vorteile, den Sinn und stellte mir erneut eine Frage: Warum gibt’s das nicht in Deutschland?
Da mich dieser Gedanke seitdem nicht mehr loslässt, habe ich im Frühjahr 2022 ein Start-up gegründet, die Marke xbo® Trust your choice entwickelt und zusammen mit einem befreundeten Winzenpaar die ersten zwei Weine abgefüllt.
Was ist deine Mission?
Ich bin davon überzeugt, dass nicht jeder Wein eine Flasche braucht. Es ist Zeit umzudenken. Denn wir brauchen Produkte, die unserem Planeten guttun und nachfolgenden Generationen eine schöne Zukunft ermöglichen. Dafür ist es notwendig, dass wir uns die gesamte Wertschöpfungskette anschauen. Die Verpackung spielt dabei eine viel größere Rolle, als uns derzeit bewusst ist. Mit einer nachhaltigen Verpackung genießen wir weiterhin guten Wein, reduzieren den CO² Ausstoß und den Verbrauch von Wasser und Energie. Weintrinken darf nicht die Welt kosten.
Wie lief der Start ab?
Ich freue mich über jede Weinbox, die bestellt wird und die ihre Reise antreten darf, um meine Mission zu unterstützen. Entsprechend meinen Erwartungen sind die ersten Monate, seitdem der Onlineshop live ist, eher ruhig verlaufen. Alternative Weinverpackungen widersprechen Altbewährtem. Gewohnheiten zu ändern, benötigt Bewusstsein und Zeit. Hier sind sowohl die Hersteller als auch die Konsumenten gefragt. Nur zusammen ist es möglich, das Weintrinken zu revolutionieren.
Was sagen deine Kunden?
Viele Menschen kennen die Bag-in-Box in Verbindung mit Säften, aber mit Wein ist es etwas Neues. Negative Stimmen höre oder lese ich nur von Menschen, die bei mir (noch) nicht gekauft haben. Diese Wertung möchte ich nicht einschätzen, da ich die Erfahrungen dahinter (noch) nicht kenne. Diejenigen, die sich bisher getraut haben, sind positiv überrascht und begeistert.
Hier ein paar Auszüge von Reviews.iO
Unternehmen: „Tolles Start-Up, netter Kundenservice, blitzschnelle Lieferung. Ich bin wunschlos glücklich.“ – „Super schneller Versand und der Wein schmeckt richtig gut. Ich werde auf jeden Fall wieder Bestellen. Ich hoffe es kommen noch ein paar weitere Weine dazu.“
Produkt: Weinbox Oona Rosa: “Toller Wein, toller Geschmack, immer wieder gerne, sehr zu empfehlen!“ „Der Wein Oona Blond überzeugt mit guter Qualität und macht Spaß zu trinken. Die Oona Rosa war eine Offenbarung. Den nachhaltigen Gedanken hinter der Verpackung finde ich klasse.“
Was sind die nächsten Schritte?
Mir ist es wichtig, meine Begeisterung für Wein und alternative Verpackungen zu teilen und diejenigen auf diese Reise mitzunehmen, die es auch für sinnstiftend halten. Ich werde in den nächsten Wochen verschiedene Messen besuchen, netzwerken und mich von den gesammelten Eindrücken inspirieren lassen. Ganz klar spielt Social Media auch eine große Rolle. Es ist für mich absolutes Neuland, aber es macht Spaß, die Ideen, die in meinem Kopf entstehen, umzusetzen.
Wir alle stehen vor der großen Herausforderung, die Weinbranche nachhaltiger zu gestalten. Stillstand und verharren in alter Tradition ist keine Lösung.
