Über Jonathan Steininger und Zoe Borzi
Jonathan Steininger ist ein junger österreichischer Filmproduzent, Kunstinteressierter und Studierender. Seine Kurzfilme wurden mittlerweile bei über 30 Kurzfilmfestivals auf der ganzen Welt gezeigt. Zoe Borzi ist österreichische Regisseurin und Filmproduzentin. Unter anderem erhielten sie beide für den Film „Meine Welt, deine Welt“ verschiedene Auszeichnungen. Gemeinsam gründeten sie 2018 das Kurzfilmfestival „Cinema Talks“ in Graz. Seit 2020 produzieren die beiden außerdem ihren gemeinsamen Podcast „Kunstgeschichten“. Nebenbei gehen sie weiterhin ihrem Studium nach.
Was fasziniert euch am Thema Kunst?
Kunst ist immer ein Spiegel der Welt und der Zeit, in der sie entstanden ist. Es ist wie ein Fenster, durch das wir sehen können, durch das wir sowohl besondere Persönlichkeiten als auch besondere Geschichten kennenlernen können. Aber ich glaube, das Spannendste an Kunst ist, dass sie immer Stoff zur Diskussion bietet. Kunst ist undefinierbar, es gibt kein Richtig und Falsch. Sie ist völlig subjektiv und jeder darf sich eine Meinung darüber bilden, egal welchen Wissensstand Betrachter*innen von Kunst haben.
Wie kamt ihr dazu, den Podcast zu starten? Was hat euch motiviert?
Wir sind beide in eine Kunstschule in unserer Heimatstadt Graz gegangen und hatten dort fünf Jahre lang Kunstgeschichte als Unterrichtsfach. Uns hat das Fach selbst von Anfang an fasziniert, allerdings hat uns die Art und Weise der Vermittlung von Kunstgeschichte immer gestört. Namen von Künstler*innen und Jahreszahlen ohne historischen Kontext auswendig zu lernen, war weder erfüllend noch interessant. In unseren Schulpausen kam es dann zu gemeinsamen Diskussionen darüber, was uns im Unterricht gefehlt hat. Diese Diskussionen begleiteten uns auch nach dem Schulabschluss in unserem Studium. Und so stellten wir uns die Frage: Warum diese Diskussionen nicht im Internet teilen?
Gab es Startschwierigkeiten?
Gerade die Veröffentlichung der ersten beiden Folgen schoben wir lange vor uns her, weil wir von Unsicherheiten geplagt waren. Die größte Startschwierigkeit war somit auf jeden Fall uns selbst von der Veröffentlichung zu überzeugen. Von der Idee bis zur ersten Veröffentlichung vergingen 7 Monate, in denen die Aufnahmen mehrmals drohten in irgendeinem Ordner zu verstauben. Heute sind wir froh, dass es dazu nicht kam und wir uns doch noch überwunden konnten. Das viele positive Feedback unserer Hörer*innen gab uns im Anschluss die nötige Motivation weiterzuarbeiten.
Was ist eure größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung ist es, Zeit zu finden. Da wir beide studieren und ein selbstgegründetes Filmfestival leiten, trägt man Themenideen und Recherchearbeiten oft monatelang mit sich herum – bevor man wirklich dazu kommt zu diesen vertiefend zu recherchieren. Neben dem leseintensiven Studium, die Motivation zu finden sich auch noch in der Freizeit mit langen Texten zu beschäftigen, ist schwer. Erleichtert wird einem dieser Prozess natürlich durch das eigene Interesse für das Thema/die Künstler*innen.
Habt ihr Lieblingsthemen?
Wir haben beide über die Zeit eine Liebe zur modernen und postmodernen Kunst entwickelt. Es ist das Thema, das den meisten Raum für Diskussionen bietet: Ist das überhaupt Kunst? Was ist heutzutage Kunst? Diese Fragen müssen wir uns immer stellen und gerade diese Diskussionen sind für uns die spannendsten, denn sie sind völlig offen für neue Ideen und Ansätze.
Es gibt bestimmt viel positives Feedback. Gab es auch schon harte Kritik?
Wir bekommen öfters die Kritik, dass die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken zu unprofessionell sei. Dieses Feedback können wir gut nachvollziehen, allerdings ist es uns ein Anliegen, dass Kunst für jeden zugänglich ist. Natürlich könnten wir alle wichtigen Fachtermini verwenden und den Podcast wie eine Vorlesung in der Universität gestalten. Wir haben uns aber von Anfang an dazu entschieden gerade das nicht zu tun, und so durch unseren Sprachgebrauch niemanden auszuschließen. Kunst sollte Spaß machen, egal welchen Wissensstand Hörer*innen von dem Thema haben.
Was plant ihr für die Zukunft?
Solange es die Zeit zulässt, wollen wir weiter am Podcast arbeiten. Wir möchten weiter einen lockeren und einfachen Zugang zur Kunstgeschichte bieten. Der Vorsatz steht, regelmäßiger Folgen zu veröffentlichen. Die Hoffnung, dass wir das auch mal schaffen umzusetzen, stirbt zuletzt. Daneben sind wir gerade dabei in unserer Heimatstadt Graz einen Verein zur Unterstützung von Künstler*innen aufzubauen.
Trinkt ihr während der Podcastaufnahme auch mal ein Glas Wein? Oder habt ihr einen Lieblingswein?
Bei der Aufnahme der ersten Folge waren wir noch sehr nervös. Um die Nerven ein bisschen zu beruhigen – und für den Wohlfühlfaktor – haben wir uns ein Glas Wein erlaubt. Seit die Nervosität ein bisschen weniger geworden ist, sind wir aber wieder auf Kaffee gewechselt.
Ein guter Freund der Familie hat einen kleinen Weingarten in der Südsteiermark. Die Trauben lässt er bei dem lokalen Winzer Scharl verarbeiten. Von ihm bekommt meine Familie hin und wieder eine Kiste seines Weins, der Scheurebe, den meine Familie und ich über die Jahre als einen fruchtigen Weißwein schätzen gelernt haben.
Könnt ihr zum Abschluss noch eine lustige Anekdote von eurer Arbeit erzählen?
Ein netter Moment während der Aufnahme war sicher, als wir im Keller von Zoe einmal aufnehmen mussten, weil im Wohnzimmer die Akustik nicht gepasst hatte. Der Keller war als Bandkeller ausgebaut und genutzt worden und wir hatten nur zwei Campingstühle und einen Hocker zur Verfügung. Diese Folge war besonders schwer aufzunehmen, da wir uns nicht bewegen durften, weil sonst die Stühle gequietscht hätten. Um uns herum waren leere Bierdosen und Zigarettenstummel der Band. Alles in allem eine ziemlich absurde Aufnahmesituation.