Dionysos – der Gott des Weines – ist aus der griechischen Mythologie bekannt und wird in der römischen Mythologie auch Bacchus genannt. Dionysos ist aber nicht nur der Gott des Weines, sondern auch der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns, des Theaters, der Freude und der Extase! Klingt nach einem abenteuerlustigen und sympathischen Charakter, der mit Sicherheit den besten Wein bestellt. Bacchus ist der Jüngste der „großen Götter“ und wie bei den meisten ist auch er der Sohn des Göttervater Zeus. Seine Mutter war nicht die Frau von Zeus namens Hera, darüber ist man sich uneinig. Dass seine Mutter die Göttin der Ernte, des Lebenszyklus und der Fruchtbarkeit namens Demeter sein könnte, trifft meines Erachtens am besten zu.
Wie normal kann ein Götterleben sein? Gar nicht!
Wer sich mit der griechischen Mythologie schon öfters beschäftigt hat, kennt die konfusen Handlungen, Probleme und Herangehensweisen der GötterInnen. Auch in Dionysos Lebensgeschichte sind verschiedene wirre Geschehnisse vorgekommen. Schon mit seiner Geburt als „Schenkelgeburt“ beginnt sein Leben auf konfuse Art und Weise. Denn in einer anderen Variante der Erzählung war Dionysos Mutter eine sterbliche Prinzessin namens Semele. Nachdem Zeus diese wegen der eifersüchtigen Hera verbrannte, nahm er den ungeborenen Dionysos in seinen Schenkel auf.
Nach drei Monaten „gebar“ Zeus Dionysos erneut und wurde vermutlich dadurch ein unsterblicher Halbgott. Er wurde zwischenzeitlich auch von den Titanen zerstückelt, wurde dann von Rhea aber wieder zum Leben erweckt. Er reiste durch die Welt und lehrte den Anbau von Weinreben und verbreitete seine Kultur auch mit rauschhaften Festen. Dionysos stellt aufgrund seiner Tendenz zu sterben oder getötet zu werden und seiner Tendenz, das Leben in vollen Zügen zu genießen, eine Dualität der Natur dar.
Wie erkenne ich Dionysos in Kunstwerken?
Der Gott des Weines verkörpert für mich die Verbindung von Kunst- mit der Trinkkultur. Denn auch in der Kunst ist er nach wie vor ein beliebtes Motiv. Im antiken griechischen Kulturraum manifestierte sich die Verehrung des Dionysos/Bacchus zunächst durch die Maske als älteste Erscheinungsform. Während der archaischen Zeit wurde er ausschließlich als älterer bärtiger „Zecher“ dargestellt, bevor er in der Spätklassik auch die Gestalt eines feminisierten Jünglings annahm – ähnlich wie Apollon.
Die Attribute des Dionysos umfassten Efeu, den Kantharos (ein altertümlicher Becher mit großen Henkeln) und den Thyrsos (einen mit Bändern umwundenen langen Stab, dessen Spitze mit Efeu, Weinlaub oder einem dicken Pinienzapfen verziert war). In vielen Darstellungen wurde der Gott in luxuriöse Kleidung aus kostbaren orientalischen Stoffen gehüllt und von Satyrn, Mänaden sowie exotischen Tieren wie Panthern, Tigern und Elefanten begleitet.
Diese Tiere wurden auch als Reit- oder Gespanntiere für Dionysos dargestellt. Zwei grundlegende Darstellungstypen kristallisierten sich heraus: der nackte Verführer und der festliche Zecher, die beide die Rolle des Gottes als Archegos des sinnlichen Genusslebens visualisierten. In der Kunst des Hellenismus trat ein neues Thema auf: Dionysos/Bacchus als machtvoller Triumphator, der siegreich aus Indien in einem von wilden Tieren gezogenen Wagen zurückkehrt.
Diese Darstellung verlieh dem Gott eine vollendete mythische Spiegelung ambivalenter Herrscherpanegyrik, in der die kraftvolle Sieghaftigkeit mit der Garantie unbeschwerten Lebensgenusses (gr. Tryphe) eine inhaltliche Einheit bildete. Dionysos fungierte in der Welt der hellenistischen Königreiche als Idealgestalt monarchischer Qualitäten.
Dionysos begegnen
Falls Ihr nun Lust bekommen haben solltet, euch einige Werke über den Gott des Weines anzuschauen, empfehle ich vor einem Event bei Entkorkte Kunst, einen Abstecher in das Städel Museum Frankfurt zu machen. Dort könnt ihr euch das Gemälde „Der jugendliche Bacchus“ anschauen. Ein Bild, das den Bacchus bzw. Dionysus im Akt zeigt. Man vermutete, dass das Bild von Caravaggio gemalt wurde. Heute geht man davon aus, dass es von einem Nachfolger erschaffen wurde. Das Gemälde ist um 1610, also kurz nach Caravaggios Tod, gemalt worden. Der Maler hat sich hier an dem jungen Caravaggio orientiert. Es zeigt noch keine dunkle Dramaturgie auf, wie man es von dem älteren Caravaggio gewohnt war.
Dionysos ist hier in seine Bildtradition eingebettet. Auf einem Weinberg unter einem Rebstock liegt er mit idealen Proportionen. Vor allem Künstler der Renaissance nutzten gerne die Götter, um das Körperideal zu studieren, zu demonstrieren und um damit ihre schöpferischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Die auf dem bodenliegenden Blättern schützen seinen Kopf wie ein Helm. Er zieht die Weinrebe begierig zu sich und das Fell, das er vermutlich eben noch trug, wurde auf einem Stamm platziert.