Georg Müller Stiftung – Kunstmuseum und Weingut

Kunst und Wein – diese Metiers gehen Hand in Hand auf dem Weingut „Georg Müller Stiftung“. Hierfür sorgt Peter Winter, Inhaber des Weinguts und großer Kunst-Enthusiast. Mit viel Engagement kümmert er sich nicht nur um die Bewirtschaftung der Weinberge, sondern auch um seinen Kunstkeller, welcher einem Museum gleicht. Ein Weingut mit Geschichte Wir schreiben das […]
12 Aug, 2020
Georg Müller Stiftung

Kunst und Wein – diese Metiers gehen Hand in Hand auf dem Weingut „Georg Müller Stiftung“. Hierfür sorgt Peter Winter, Inhaber des Weinguts und großer Kunst-Enthusiast. Mit viel Engagement kümmert er sich nicht nur um die Bewirtschaftung der Weinberge, sondern auch um seinen Kunstkeller, welcher einem Museum gleicht.

Ein Weingut mit Geschichte

Wir schreiben das Jahr 1882. Georg Müller, Miteigentümer der Sektkellerei Matheus Müller, entschloss sich dazu, im schönen Hattenheim im Rheingau ein Weingut zu gründen. Schon damals galt das Weingut als ein besonderes, da es 1910 zum Gründungsmitglied des heutigen VDP (Verband für Prädikatsweingüter) wurde. Doch auf Grund der fehlenden Nachfolge stiftete Georg Müller drei Jahre später sein Weingut der öffentlichen Hand, so dass erst an seine Heimatgemeinde Hattenheim und später an die Stadt Eltville ging. Die beiden einzigen Voraussetzungen waren, dass die Erträge an Bedürftige gehen und der Name beibehalten werden sollte.

Georg Müler
Georg Müller

Doch die letzten 30 Jahre hatten dem Weingut sehr zu schaffen gemacht. Es war kaum investiert worden und die Qualität der Weine hatte zunehmend abgenommen. Daher musste dann ein professionelles Konzept auf die Beine gestellt werden. Peter Winter, ehemaliger Manager einer der weltweit größten Wein-Unternehmen, kam 2003 ins Spiel, als er hörte, das Weingut stehe zum Verkauf. Für Peter Winter war das eine großartige Chance und Herausforderung zugleich.

VDP: VDP.Weingut Georg Müller Stiftung

Mit umfangreichen Investitionen und viel Herzblut schaffte er es, das Weingut fit für die Zukunft zu machen.

Heute wird auf dem Weingut die Philosophie von Qualitätsarbeit gelebt: „Weinherstellung ist ein Handwerk. Topqualität zu erreichen ist eine Kunst.“ Um dies zu erzielen, hält das Team strenge Vorgaben des VDP ein und orientiert sich an einem naturnahen Anbau. Sowohl die Pflege der Weinberge wie auch die selektive Handlese gehören dazu.

Zu Beginn standen 6 Hektar Rebfläche zur Verfügung – heute sind es bereits 20 Hektar, die bewirtschaftet werden. Dazu zählen auch Spitzenlagen wie Hassel, Wisselbrunnen, Nussbrunnen und weitere. Die Erträge werden dabei reduziert, um die Qualität der Trauben zu steigern. Man spricht hierbei von der grünen Lese. Dem umweltschonenden Anbau folgt ein schonender Vinifizierungsprozess. Die Trauben werden nach der Lese bei niedrigem Druck und einer langen Presszeit verarbeitet. Trotz der Ertragsreduzierung werden jährlich über 150.000 Flaschen Wein abgefüllt.


Bei der Arbeit auf dem Weingut und im Weinkeller packt die ganze Familie an. Neben Peter Winter und seiner Frau Elvira Mann-Winter helfen auch die Kinder Daniel und Katharina mit. Daniel arbeitet bereits seit vier Jahren im Familienbetrieb und Katharina seit anderthalb Jahren.

Insgesamt sind mit der zusätzlichen Vertriebsgesellschaft „Winters Wein Direkt“ 40 Personen angestellt. Über die Vertriebsgesellschaft werden auch Weine von anderen Partner-Weingütern verkauft. Der Export spielt hierbei eine wichtige Rolle. So fliegt Peter Winter jährlich auf die Messe nach Hong Kong und ist drei mal im Jahr in Japan. Hier hat er bereits in seiner vorherigen Rolle als Manager Erfahrung sammeln können. Neben Asien zählt auch Skandinavien zu wichtigen Absatzmärkten

Von diesen Praxiserfahrungen berichtet Peter Winter auch an der Hochschule Geisenheim als Lehrbeauftragter für den asiatischen Markt. Dass neben den Basisweinen auch die besten Weine nach Asien exportiert werden, hängt sicher mit seinen guten Kontakten nach Asien zusammen. „Es ist wichtig, dass man dem Exportmarkt gegenüber aufgeschlossen ist. Gerade in China entwickelt sich die Nachfrage nach guten Weinen rasant.“, so Peter Winter.

Edle Weine aus dem Rheingau

Dass sich die Qualitätsarbeit auszahlt, bestätigen zahlreiche nationale und internationale Prämierungen wie beispielsweise die Auszeichnung zum „Besten Weingut Deutschlands“ durch Mundus Vini im Jahr 2020.

Das Aushängeschild des Weinguts ist der Riesling. Er besticht durch eine elegante Balance zwischen Frucht und Säure. Der Rheingau ist bekannt für seinen Riesling und daher fokussiert sich auch Peter Winter auf den Riesling mit knapp 75% der Anbaufläche. Das zweite Standbein bildet der Spätburgunder mit 20% der Anbaufläche. Des Weiteren werden auch noch andere Rebsorten wie bzw. der Auxerrois angebaut. Die Auswahl der Weine ist dabei gut auf die Böden abgepasst, um die Anforderungen der Rebsorten bestmöglich zu berücksichtigen. Aue, Schiefer, Quarzitgestein und Löss-Lehm-Böden bilden hierbei das Fundament für die edlen Weine.

Georg Müller Stiftung
Georg Müller Stiftung

Ein Weinkeller für die Kunst

Peter Winter faszinierte schon immer die Kombination aus Kunst und Wein. In seiner Position als Manager konnte er sich diesen Wunsch nicht erfüllen. Umso schöner ist es, dass er nun in seinem eigenen Weingut sein Konzept selbst erfolgreich umsetzen kann. Der 250 Jahre alte Weinkeller bietet auf 1.400 m² genug Fläche für eine museumsreife Kunstsammlung. Schon beim Herunterlaufen der Treppe ändern sich die Lichtverhältnisse. Lichtkunst ist das Stichwort. Diese Beleuchtung des Weinkellers ist sowohl fürs Auge als auch den Genuss von gutem Wein abgestimmt worden.

Ulli Bohmelmann

Die Inspiration zur Lichtkunst bekam Peter Winter durch Donald Hess, der in das älteste Weingut Argentiniens auf 2.300 Meter Höhe ebenfalls ein Kunstmuseum integriert hat.

Der Kunstkeller ist etwas ganz besonderes. Nicht um sonst ziert der Keller das Titelblatt des Buchs „Rheingauer Unterwelten„. Die Kunstwerke sind kompositorisch angeordnet, auf die Räume abgemessen und mit einer gelungenen Belichtung untermalt. Auffallend dabei sind nicht nur die Skulpturen von Karl-Heinz Oswald oder die Bilder von Bernd Zimmer, sondern auch die Verankerung vom Weinbau selbst in der Kunst. So gibt es auch hier Parallelen zur Soil Art. Bei dieser Technik wird mit der Erde der verschiedenen Böden gearbeitet.

José de Guimaraes

Ausgewählte internationale Künstler aus USA, Portugal, Japan, Korea und Deutschland kommen zur Geltung. Einige Werke wurden extra für den Keller konzipiert und stehen daher nicht zum Verkauf.

Karl-Heinz Oswald

Doch der Wein darf nicht komplett im Keller fehlen, daher zieren auf ca. 400 Quadratmeter neue und alte Fässer die Räumlichkeiten im Einklang mit der Kunst. Der Kunstkeller steht Besuchern sieben Tage die Woche offen und der Eintritt ist kostenfrei.

Oberhalb des Kunstkellers befindet sich der Veranstaltungsraum, in dem früher eines der größten Weinfässer der Welt stand. 55.000 Liter Wein passten 1876 in das damals größte Fass des Rheingaus. Heute wird dieser Ort für Events, Weinverkostungen, Dinner oder Konzerte genutzt. In den Räumlichkeiten wird ebenfalls Kunst ausgestellt, die auch erworben werden kann.

In die Zukunft denken

„Erst letztens hatte ich ein Magazin in der Hand, in dem ich Interview gab. Da habe ich im Alter von 56 Jahren schon gesagt, dass ich Kunst und Wein verbinden möchte.“

Weingut Georg Müller Stiftung - Wein trinken und Gutes tun ...
Familie Winter

Auf dem Weingut spielt die Nachhaltigkeit nicht nur im Weinberg eine Rolle. Ebenso wichtig ist der Prozess der Nachfolge. Mit Katharina und Daniel Winter ist das Weingut Georg Müller Stiftung gut für die Zukunft aufgestellt. Katharina studierte Kunstgeschichte mit Masterabschluss und entschloss sich zusätzlich, noch Internationale Weinwirtschaft mit Bachelorabschluss zu studieren. Neben ihrer Berufserfahrung im Kunstbereich und im eigenen Familienbetrieb sammelte sie bereits auf einem befreundeten Weingut in Portugal Arbeitserfahrung. Daniel ist seit vier Jahren im Weingut tätig und kümmert sich neben den alten Weinen und Raritäten auch um die Vinothek. Damit ist nicht nur das Weingut, sondern auch der Kunstkeller langfristig in professionellen Händen.

AUTOR:IN


Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

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