Im Gespräch mit Angelina Kappler – Deutsche Weinkönigin 2019/2020

Angelina Kappler wurde zur 71. Deutschen Weinkönigin gekrönt. Die studierte Ernährungswissenschaftlerin und auszubildende Winzerin berichtet über ihr Amt und ihre Erfahrungen.
22 Okt, 2020
Angelina Kappler Weinkönigin

Angelina Kappler aus Weinsheim ist studierte Ernährungswissenschaftlerin und auszubildende Winzerin im Weingut Dönnhoff in Oberhausen an der Nahe in Rheinland-Pfalz. Im September 2019 wurde sie als erste Sintezza auf Grund ihrer profunden Weinkenntnisse und ihres charmanten Auftretens zur 71. Deutschen Weinkönigin gewählt. In dieser Funktion vertrat sie ein Jahr lang die rund 16.000 deutschen Winzer der 13 Anbaugebiete rund um den Globus. Wegen der Corona-Krise musste Angelina ihre Amtsgeschäfte zeitweise ins Internet verlegen. Nach vier Monaten Home-Office reiste sie gemeinsam mit ihren beiden Weinprinzessinnen wieder durch die 13 Anbaugebiete.

Angelina Kappler – Foto: Deutsches Weininstitut

Was bedeutet für dich persönlich das Amt der Weinkönigin?

„Wein ist etwas, das mit Leidenschaft und persönlichen Geschichten verknüpft ist. Wer könnte besser diese Emotionen transportieren, als eine Weinkönigin, die sowohl das Fachwissen, als auch das ehrenamtliche Engagement mitbringt. Es ist etwas Besonderes, dass unser gesamter deutscher Wein und deren Erzeuger durch Weinbotschafterinnen in die Welt herausgetragen und den Menschen nähergebracht wird. Für mich persönlich ist das Amt eine Chance für die Weinbranche, aber auch für einen selbst, die Weinliebhaber und die, die es noch werden wollen.

Wenn man auf die letzten 72 Jahre zurückblickt, stellt man fest, wie sehr sich das Amt im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. Dennoch finde ich, dass die gesamte Branche diese Botschafterinnen noch viel bewusster nutzen sollte! In meiner Amtszeit musste ich immer wieder darauf aufmerksam machen, dass es sich bei diesem Amt nicht um eine Schönheitswahl handelt. Jedes Jahr treten 13 Frauen aus allen Anbaugebieten an, die mit Fachwissen, Schlagfertigkeit und Internationalität überzeugen. Ich wünsche mir sehr, dass diese Tatsache endlich mal durchdringt und wir beginnen können, noch viel mehr Möglichkeiten auszuschöpfen.“

Die Krönung der 71. Deutschen Weinkönigin und -prinzessinnen
Die Krönung der 71. Deutschen Weinkönigin und -prinzessinnen – Foto: Deutsches Weininstitut

Kannst du eine Anekdote erzählen, die besonders in Erinnerung bleibt?

„Schon als Naheweinkönigin hatte ich das Vergnügen, den Tennis Cup of Wine zu erleben. Das ist ein außergewöhnliches Damentennisturnier, das an der Nahe in Weiler bei Bingen jährlich stattfindet. Daher habe ich mich riesig gefreut, auch als deutsche Weinkönigin eingeladen zu werden und sogar eine 4-stündige Weinprobe zu halten. Die 14 Weine aus den unterschiedlichsten Weinanbaugebieten haben mich wirklich begeistert und ich hatte unfassbar viel Spaß mit den Anwesenden diese Weine zu verkosten.

Da dachte ich, es kann eigentlich nicht mehr besser werden! Aber dann habe ich Luciano kennengelernt, der immer wieder den Abend musikalisch begleitet hat. Dieser Mann klingt eins zu eins wie Eros Ramazzotti und da ihm nicht entgangen ist, dass auch ich gerne singe, hat er mich spontan dazu eingeladen, gemeinsam das bekannte Duett „I belong to you“ von Eros und Anastacia zu singen! Das war der perfekte Abschluss eines wunderschönen Abends. Also wenn jemand mal Lust auf musikalische Weinproben hat, dann immer her damit!“

Was war das schönste Erlebnis während deiner Amtszeit?

„Es gab unglaublich viele schöne Erlebnisse! Die Termine sind so unterschiedlich, dass man sie nur schwer miteinander vergleichen kann. Zwei meiner Highlights waren aber definitiv meine Reise nach Japan und meine Deutschland Tour durch alle 13 Weinanbaugebiete. Ein besonderer Moment für mich war aber definitiv meine Weinpräsentation in der deutschen Botschaft in Tokyo. Ganz mutig habe ich versucht, mein Grußwort auf Japanisch zu halten und wurde mit tobendem Applaus dafür belohnt!

Dass ich mal in Japan auf Japanisch den deutschen Wein anpreisen darf, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich kam im Anschluss an die Probe mit vielen Japanern ins Gespräch, da das Eis wohl sofort gebrochen war. Ich hoffe, ich kann in naher Zukunft wieder nach Japan reisen und noch mehr von diesem wundervollen Land entdecken!“

Wo siehst du die Herausforderungen?

„Ich denke, die Herausforderungen empfindet jede Weinkönigin unterschiedlich. Manchen fällt es schwer, ohne Hemmungen auf die Leute zuzugehen, andere haben Respekt vor Fernsehauftritten. In meinem Fall haben mir genau diese Dinge sehr viel Spaß bereitet! Meine Herausforderungen lagen eher bei englischsprachigen Fachvorträgen, bei denen ich Angst hatte, mich zu verhaspeln und zu blamieren oder wenn ich eine Rede schriftlich vorbereiten sollte (spontan find ich immer am besten!).

Weinkönigin Angelina Vogt 100 Tage im Amt: Aufklärung ist Teil meines Jobs  - Gourmetwelten - Das Genussportal
Weinkönigin und -prinzessinnen – Foto: Deutsches Weininstitut

Gerade im Privatleben stößt man in diesem Vollzeitjob manchmal an seine Grenzen. Es gab Monate in denen ich vielleicht drei freie Tage hatte. Familie, Freunde oder Partner müssen in so einer Zeit also viel zurückstecken. Ich bin sehr froh, dass mir aber genau diese Menschen mir eine große Stütze waren und zu jeder Zeit Verständnis entgegengebracht haben.

Neben den persönlichen Herausforderungen, gab es natürlich auch andere Hürden. Nicht immer hat man es mit Menschen zu tun, die einem wohlgesonnen sind. So waren manche Interviewpartner nicht immer leicht zu handhaben. Aber genau aus diesen schwierigen Situationen bin ich immer gestärkt herausgegangen. Ich bin wirklich erstaunt, wie sehr man über sich nach so einem Jahr hinauswachsen kann! Man entwickelt sich sowohl persönlich, als auch fachlich weiter, wovon ich sicherlich mein Leben lang noch profitieren werde.“

Welches Ansehen genießt die Weinkönigin international?

„Leider hatte ich in meiner Amtszeit nur einmal das Vergnügen, wirklich ins Ausland zu reisen. Die meisten Menschen kennen das Amt nicht, aber sind schnell neugierig, wenn sie die Krone zum ersten Mal sehen. Die Krone ist wirklich ein Eisbrecher, so dass man mit den Menschen schnell ins Gespräch kommt. Die Idee einer Weinbotschafterin ist es,  Menschen auf der ganzen Welt zu begeistern. Es gibt aber auch viele Weinliebhaber, die schon lange große Fans der Weinmajestäten sind und normalerweise jedes Jahr zu Weinevents, Messen oder Tastings einladen. Dieses Jahr habe ich mit vielen Sommeliers leider nur via Instagram Live austauschen können, aber es war dennoch schön zu hören, wie viele Rieslingfans es auch außerhalb Deutschlands gibt!“

Angelina Kappler
Angelina Kappler – Foto: Deutsches Weininstitut

Warum gibt es die Weinkönigin nicht in anderen Ländern?

„Das Amt der Weinkönigin wurde 1931 in der Pfalz ins Leben gerufen. Damals hatte Daniel Meininger die Idee, eine pfälzische Weinkönigin zu küren. Seit 1950 gibt es die Wahl zur deutschen Weinkönigin. Das Amt hat daher eine lange Tradition und ist Teil unserer Geschichte. In anderen Weinländern kam wohl niemand auf die Idee, eine Weinkönigin zu küren, wobei es in Lichtenstein und Österreich mittlerweile ebenfalls so etwas wie Weinmajestäten gibt. Das Amt der deutschen Weinkönigin ist aber bis heute einzigartig.“

Würdest du es begrüßen, wenn ein anderes Land ebenfalls damit beginnt?

„Ja wieso nicht! Es wäre sicherlich interessant, sich mit Weinmajestäten aus der ganzen Welt auszutauschen.“

Was bringt die Zukunft?

Gemeinsam mit Ihrem Ehemann möchte Angelina die Nachfolge des Familienweinguts Weyl antreten. Im über 1250 Jahre alten Weinsheim gehört das Weingut Weyl zu den ältesten Winzerfamilien des Dorfes. Das Familienweingut liegt idyllisch am Ortsrand, mitten im Grünen, und spiegelt perfekt die Vielfalt des Anbaugebietes Nahe wider. 

Deutsche Weinkönigin Angelina Vogt aus Weinsheim heiratet
Foto: Allgemeine-Zeitung.de

Das Bestreben ist es, naturnahe und ausdrucksstarke Weine zu erzeugen. Dies gelingt dem Weingut durch maßvollen Anschnitt der Reben, umweltschonender Stockpflege und einem natürlichen Ausbau der Weine. Qualität steht bei Weingut Weyl an erster Stelle. Deshalb werden nur die reifsten Trauben am Rebstock belassen. Dies bedeutet: Weniger Ertrag, dafür höhere Qualität! Dass sich dies lohnt, schmeckt man bei allen Weinen – vom erfrischenden Riesling, über Sauvignon Blanc bis hin zum klassischen Burgundertrio. Die Weine gibt’s natürlich direkt im eigenen Online-Shop.

Weingut Weyl

AUTOR:IN


Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

MEHR WINE