Die Gestaltung von Weinetiketten ist wichtiger, als man denkt. Hunderte von Bildern, die im Regal um unsere 6 bis 12 Euro wetteifern, von Schlössern und Weinbergen bis hin zu Goldfasanen, Hirschen, Kängurus oder Skizzen. In Sekundenbruchteilen entscheiden wir uns, alles abzulehnen, bis wir eine besondere Flasche in die Hand nehmen, das Etikett einige Sekunden länger betrachten, kurz zum Designkritiker werden und sagen: „Die sieht gut aus!“
Gelegentliche Weinliebhaber wissen meistens nicht viel über Wein. Vielleicht tendieren wir zu einer Lieblingsregion oder bevorzugen eine bestimmte Traube. Doch wir erinnern uns kaum an eine bestimmte Flasche, die uns besonders gut schmeckte. Die wenigsten sind wirklich in der Lage, den Geschmack so zu beschreiben, dass wir die Flasche wiederfinden. Daher fängt das Rätselraten vor dem Weinregal für viele erneut an.
Regionale Unterschiede
Wein ist eines der ältesten Getränke der Zivilisation. Einige Weingüter gibt es schon seit Jahrhunderten und haben ihr Erbe mit dem Namen ihres Weinguts bewahrt. In Frankreich gibt es seit langem Gesetze darüber, wie eine Flasche Wein aussehen soll. Französische Weine werden nach Regionen klassifiziert, wobei für jede Region strenge Regeln bezüglich der Anbaubedingungen gelten. Deshalb sind der Name des Weins und vielleicht das Bild eines Chateau oder Weinbergs so herausragende Elemente eines französischen Weinetiketts.
In den USA sind die Etikettierungsgesetze viel lockerer, so dass das Etikett für alle frei gestaltet werden kann. Was ein Etikett über den Inhalt der Flasche aussagt, kann ein echtes Rätsel sein. Welche Beziehung besteht also zwischen dem Etikett und dem Wein?
Auffallen um jeden Preis?
Bei Hunderten von Flaschen im Regal wundert es nicht, dass Weingüter darauf Wert legen, dass ihre Flaschen besonders ins Auge stechen. Oftmals werden teure Marketing-Agenturen beauftragt, um das passende Etikett zu finden und die Werbebotschaft an die Kundschaft zu bringen. Wer im Trend bleiben will, muss daher alle paar Jahre mit einem neuen Design auffallen. Das kostet Geld.
Einige Weingüter verzichten darauf, dem Trend hinterher zu laufen und bleiben ihrem häufig klassischen Etikett seit Jahren treu. Eine Botschaft, die Tradition verkörpert und gleichzeitig Tausende Euro Marketingausgaben spart. Ein Anwesen, der Weinberg oder ein Wappen zieren hier die Flaschen. Gerade im höherpreisigen Segment tendiert man dazu, auf Bewährtes zu setzen.
Es gibt aber kein „Richtig“ oder „Falsch“. Gerade für jüngere Weingüter, die Experimentierfreudigkeit und Innovation ausstrahlen, lohnt es sich, diese Botschaft über das Etikett zu vermitteln. Auch bei der Nachfolge des Familienbetriebs durch die jüngere Generation kann es sinnvoll sein, diese mit einem neuen Etikett zu begleiten. Man setzt ein Zeichen und schenkt gleichzeitig der jüngeren Generation das Vertrauen, die Marke und das Weingut widerzuspiegeln. Hinzu kommt der Vorteil, dass man Designpreise gewinnen kann. Das hilft natürlich der Vermarktung.
Etikett als Botschafter
Weingut Stenner, Weingut Hauck oder Weingut Diehl sind gute Beispiele für eine erfolgreiche Nachfolge. Dies wird auch jeweils über die innovativen Etikette sichtbar. Ein Wandel hat stattgefunden, der sehr positiv über die Marken-Kommunikation wahrgenommen wird.
Die Entscheidung des Winzers, welches Design man wählt, sollte gut überlegt sein. Nicht immer ergibt es Sinn, das Design zu wechseln, da es immer zum Corporate Design passen muss. Hinzu kommt, dass bei zu häufigen Veränderungen der Wiedererkennungswert verloren gehen kann.
Schon bald stellen wir Euch die Weinetiketten des Monats vor!