Kunst als Kapitalanlage?

In der Finanzwelt wird Kunst als sogenanntes „Alternative Investment“ klassifiziert – also eine Alternative zu den klassischen Anlagen wie Aktien oder Anleihen. Spätestens seit 2017 Leonardo da Vincis verlorenes Gemälde „Salvator Mundi“ für über 450 Mio. Dollar den Besitzer wechselte, wurde vielen klar, welches Potential in Kunstinvestments steckt. Worauf muss man beim Investieren achten, wo […]
10 Mai, 2020

In der Finanzwelt wird Kunst als sogenanntes „Alternative Investment“ klassifiziert – also eine Alternative zu den klassischen Anlagen wie Aktien oder Anleihen. Spätestens seit 2017 Leonardo da Vincis verlorenes Gemälde „Salvator Mundi“ für über 450 Mio. Dollar den Besitzer wechselte, wurde vielen klar, welches Potential in Kunstinvestments steckt. Worauf muss man beim Investieren achten, wo kauft man die Werke am besten und welche Trends zeichnen sich ab? Art & Wine klärt auf!

Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci: Teuerstes Gemälde der Welt ...

Der Kunstmarkt

Neben Uhren und Oldtimern zählt man auch Kunst zu den sogenannten Liebhabermärkten. Dabei sind meist die Anzahl an Verkäufern und Käufern (Angebot und Nachfrage) wesentlich geringer als beim klassischen Kapitalmarkt. Ein Grund hierfür sind die Voraussetzung für den Handel. Es sind Know-How und das nötige Kapital gefragt. Dass man sehr tiefe Taschen haben muss, um Kunstwerke zu erwerben, ist allerdings ein Trugschluss. Aber lohnt sich der Einstieg in den Kunstmarkt überhaupt?

Ein Blick auf den Index schafft Klarheit. Zwischen 2000 und 2018 hat der Kunstindex Artnet eine jährliche Rendite von ca. 8% erwirtschaftet. Im Vergleich dazu schaffte es der Nordamerikanische Aktienindex S&P 500 auf nur ca. 3%. Ein näherer Blick zeigt, dass sich die traditionelle chinesische Kunst und die Kunst der Nachkriegszeit besonders gut entwickelt haben. Chinesische Käufer haben auch wiederholt Auktionspreisrekorde gebrochen, und das Land beheimatet sieben der zehn größten Auktionshäuser der Welt, gemessen an den Einnahmen.

Art & Finance Report 2019 – Deloitte

Wer gut streut, rutscht nicht. So kann Kunst eine geeignete Alternative zu Gold sein, da sich der Kurs ähnlich zum Goldpreis bewegt und somit auch eine Art Inflationsschutz bietet.

Deloitte Luxembourg und das Kunstmarktforschungsunternehmen ArtTactic haben im Bericht Art & Finance Report 2019 weitere spannende Fakten. Den detaillierten Bericht finden Sie hier: https://www2.deloitte.com/de/de/pages/mittelstand/contents/art-finance-report.html

Worauf sollte man beim Erwerb von Kunst achten?

Ein paar Tipps, die man beachten sollte:

  • Hausaufgaben machen und Preise vergleichen. Sowohl vom gewünschten Kunstwerk als auch von ähnlichen Werken.
  • Ein Limit für den eigenen Kaufpreis setzen.
  • Jeder Preis ist verhandelbar. Daher nicht davor scheuen, den Preis zu drücken.
  • Kunstberater hinzuziehen, sollte das Wunschobjekt von keiner seriösen Quelle angeboten werden.
  • Jeden Schritt dokumentieren. Das ist wichtig, um später bei einem etwaigen Verkauf die Herkunft nachzuweisen. Auch beim Thema Fälschungen sollte man daher alles gründlichst festhalten.

Hier gibt’s weitere Tipps wie man sich eine Kunstsammlung aufbaut. Kunstsammlung starten

Was sind die wichtigsten Trends?

Laut dem Bericht von Deloitte gibt es drei große Trends: Social Impact Investing, Technologie und Regulierung.

Ähnlich wie in der Finanzindustrie wird nun auch im Kunstbereich mehr Wert auf Social Responsibility gelegt. Investoren suchen daher vermehrt nach Anlagen, die einen positiven sozialen Nutzen stiften. Große Auktionshäuser oder Vermögensverwalter rücken Ihren Fokus auf die vom Kunden gesuchte Philanthropie. Auch Künstler haben erkannt, dass die Nachfrage steigt und

Social Impact (CSR)| Definition & Meaning | Optimy Wiki

Die Digitalisierung greift um sich und erreicht auch den Kunstmarkt. So gibt es mittlerweile verschiedene digitale Kunstbörsen und der Handel von Kunstobjekten soll mit Hilfe der Blockchain-Technologie sicherer und effizienter werden. Durch die Tokenization werden die Rechte des Kunstwerks digital verpackt und bepreist. Dies könnte ganz neue Türen öffnen und den Marktplatz auch für die breite Gesellschaft zugänglicher machen.

Diese Technologie und der internationale Handel sind auf Grund von einigen Gefahren auf Transparenz angewiesen. Um diese zu erreichen, müssen Standards her, welche Regulierungen voraussetzen. So arbeiten Museen, Auktionshäuser und Händler gemeinsam mit staatlichen Behörden an den rechtlichen Strukturen.

Gefahren lauern überall

Der Kunstmarkt hat schon häufiger unter Fälschungen und Nachahmungen gelitten, und es gibt laut Deloitte auch Zweifel an der Glaubwürdigkeit mancher Zahlen. In dem Film „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“ wurde schön dokumentiert, wie ein Mann es geschafft hat, den internationalen Kunsthandel zu täuschen. Gerade für Laien auf diesem Gebiet ist die Gefahr groß, dass man versehentlich eine Fälschung kauft, indem man vermeintlich ein Schnäppchen macht.

Meisterfälscher Wolfgang Beltracchi: «Ich bin einfach der Beste ...
Meisterfälscher Wolfgang Beltracchi mit seiner Frau – Handelszeitung.ch

Wie kann man investieren?

Kunstfonds

Knapp eine Milliarde Dollar verwalten die Kunstfonds – das ist immer noch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber sie sind im aktuellen Wirtschaftsklima als alternative Anlageklasse immer beliebter geworden. Besonders stark ist das Wachstum in China.
Sie funktionieren wie private Investmentfonds: Anleger, die in der Regel mit einem Berater zusammenarbeiten, legen Geld an, und ein professionelles Team erwirbt die Kunstwerke.

Einige Kunstfonds versuchen, Werke in Museen zu platzieren, um ihre Provenienz zu verbessern und ihren Wert zu steigern. Einige konzentrieren sich auf ein einziges Medium, während andere, wie der bekannte Fine Art Fund in London, stark diversifiziert sind.

Vorteil: Es gibt eine niedrige Eintrittsbarriere, da die Mindestinvestitionen oft weniger als ein einzelnes Kunstwerk betragen und sich die Anleger nicht um die mit dem Besitz von Kunstwerken einhergehenden Fragen wie Versicherung und Unterhalt kümmern müssen. Nachteil: Nicht alle Fonds werden gut verwaltet. Vor einer Investition ist Due Diligence erforderlich.

Über die Börse kaufen

Über die Börse kann man sehr bequem indirekt in Kunst investieren. Börsennotierte Unternehmen wie Artnet, Artprice oder Weng Fine Art.

Vorteile: Einfacher Einstieg, geringe Transaktionskosten und einfache Veräußerung jederzeit über die Börse möglich. Nachteile: Kein Direktinvestment und Unternehmensrisiken.

Messen

Kunstmessen sind zu einem globalen Phänomen geworden. Messen wir die Art Basel sind heute nicht mehr weg zu denken. Hier kann man direkt mit Händlern sprechen, sich informieren und bei Interesse die Werke erwerben.

Vorteil: Direktinvestment und direkter Kontakt mit den Künstlern und Händlern. Nachteile: Örtliche Gebundenheit und kurzfristiger Hype.

File:New Artist Fair Artists and Visitors.jpg - Wikipedia

Berater fragen

Wenn man sich nicht schlüssig ist und keine Zeit hat, um sich tiefgehend mit den Objekten zu beschäftigen, sollte man einen professionellen Kunsthändler konsultieren.

Vorteil: Gute Expertise, um sich ausreichend zu informieren. Nachteil: Meist sehr kostspielig.

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Investment Partnerschaft

Schließen Sie sich einer privaten Investitionspartnerschaft an – oder gründen Sie Ihre eigene. Partnerschaften sind Gruppen, die ihr Geld zusammenlegen, um mit der gemeinsamen Expertise Kunst zu kaufen. Sie sind kleiner und informeller als Kunstfonds.

Vorteil: Anders als bei einem Kunstfonds haben die Anleger viel mehr ein direktes Mitspracherecht bei dem, was die Gruppe kauft. Nachteil: Sie sind privat, und wenn Sie nicht die richtigen Leute kennen – oder eine eigene Gruppe gründen wollen – werden Sie nicht unbedingt in der Lage sein, einer solchen beizutreten. Und wenn die Gruppe nicht einen klugen Berater hat oder ein Mitglied, das wirklich weiß, was es tut, besteht die Gefahr, ein Werk zu kaufen, das tatsächlich an Wert verliert.

Aufstrebende Künstler

Wenn Sie eine Kunstsammlung aufbauen möchten, aber nicht bereit sind, Millionen von Dollar auf die Meister abzuwerfen, sollten Sie in Betracht ziehen, in Werke von aufstrebenden Künstlern zu investieren. Wenn Künstler in höherwertige Galerien wechseln, ist das ein Zeichen dafür, dass der Künstler auf dem richtigen Weg ist.

Vorteile: Niedrigere Preise und enormes Wachstumspotenzial. Nachteil: Es gibt keine Kristallkugel, und man weiß nie, wer floppt.

AUTOR:IN


Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

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