Die Bedeutung von Kunst | 2

Schon vor der Kriese, die das Jahr 2020 heimsuchte, wurden Künstler*innen und Menschen, die in der Kunstszene oder in der Kulturbranche beschäftigt sind, belächelt. "Mach doch was vernünftiges" wird einem dann gesagt. Von "brotloser Kunst" ist immer die Rede. Brotlos müsste Kunst nicht sein, wenn man sie einfach endlich ernst nehmen würde.
25 Nov, 2020

Brotlose Kunst

Gerade in Zeiten wie diesen fällt immer mehr auf, wie der Kunst- und Kultursektor unserer Gesellschaft unterschätzt wird. Politik kategorisiert in „relevant“ und „irrelevant“. Kunst und Kultur werden dabei der zweiten Kategorie zugeordnet. Zunächst denkt man: Ja, stimmt! Es gibt Felder im System, die vorerst wichtigere Positionen haben – allen voran natürlich der medizinische Sektor. Dementsprechend ist es auch richtig und wichtig, diesen als erstes in den Fokus der Aufmerksamkeit zu legen.

Nun ist es jedoch so, dass andere wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle Bereiche unserer Lebenswelt vernachlässigt werden. Auch wenn die Bedeutsamkeit von Kunst für eine Gesellschaft einer anderen Art entspricht, als die der Medizin, so kann man doch nicht sagen, dass sie dadurch automatisch keine Wichtigkeit hat.

Schon vor der Krise, die das Jahr 2020 heimsuchte, wurden Künstler*innen und Menschen, die in der Kunstszene arbeiten oder in der Kulturbranche beschäftigt sind, belächelt. „Mach doch was vernünftiges“ wird einem gesagt. Von „brotloser Kunst“ ist immer wieder die Rede. Brotlos müsste Kunst nicht sein, wenn man sie ernster nehmen würde.

Höhlenmalerei, durch Kunst verarbeiteten Menschen seit je her Lebensumstände
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Kunst und Kultur sind Bildung

Das offensichtlichste, was uns die Kunst wie auch kulturelle Ereignisse bieten, ist Bildung. Im ersten Teil dieser kurzen Reihe wurde dies in Bezug auf die kuturellen und historischen Aspekte bereits vertieft erklärt. Über die Kunst kann man sich über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft austauschen. Kunst ist Vermittler und zugleich liefert sie Anhaltspunkte zur Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten der Zeit in aktiven Prozessen der Schöpfung. Nicht nur durch Bilder, Skulptur, sondern auch durch Musik, Architektur oder Performance. Wie man sich ausdrückt, ist am Ende egal. Die Botschaft zählt, der Sinn zählt.

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Begegnungsorte

Kunst schafft Räume für Austausch und Diskussion. Hierdurch finden sich neue Denkansätze. Gleichzeitig kann aber auch eine Bestätigung des eigenen Selbstbildes stattfinden. Durch Kunst und Kultur kann eine Gesellschaft eine Identität entwickeln. Menschen, die in der Kunst- und Kulturlandschaft tätig sind, schaffen Wissen und kulturelle Vielfältigkeit in kreativen und innovativen Prozessen. Dies setzt bereits bei Betrachtung von Kunst und Auseinandersetzung mit selbiger ein, ist aber auch wichtiger Teil im Schaffensprozess. In jedem Fall schaffen Kunst und Kultur Begegnungsorte.

Dabei darf man nicht vergessen, dass kulturelle Veranstaltungen einen weiteren wichtigen Faktor darstellen. Das „sich frei Fühlen“, das Loslassen vom Trott des Alltags. Veranstaltungen wie Konzerte, Festivals oder das klassisches „in den Club gehen“ können für viele Menschen eine positive Wirkung auf die Psyche haben. Denn man ist unter Menschen, hat die Möglichkeit, sich zu in direktem beieinandersein zu kommunizieren und feiert gemeinsam, findet Freunde oder vielleicht sogar Liebe.

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Keine Brotlose Kunst

Häufig vergessen: Die Kulturlandschaft Deutschlands bildet einen der wichtigsten wirtschaftlichen Zweige hierzulande. Zahllose Berufsgruppen sind in Kultur und Kunst verankert. Von Desingner*innen über Filmemacher*innen und Musiker*innen, über bildende Künstler*innen und Entwickler*innen von Computerspielen. Alle Menschen, die auch im weiteren Sinne hier beschäftigt sind: Tontechniker*innen, Lichbildner*innen, Angestellte in Museen und viele mehr. Rund 1,2 Millionen Menschen arbeiten für und mit Kunst und Kultur. Etwa 21% dieser Menschen sind dabei selbstständige Freiberufler oder gewerbliche Unternehmer in Klein- oder Kleinstbetrieben.

Mit einem Wachtum des Gesamtumsatzes zwischen 2009 bis 2019 auf um 40 Mrd. Euro und einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate um 2,6% zeigt sich die Bedeutsamkeit der Stellung der Kunst- und Kulturwirtschaft in der Volkswirtschaft. Allein im Jahr 2019 betrug der Anteil der Kunst- und Kulturwirtschaft am BIP 3,1%, mit einer Bruttowertschöpfung von 106,4 Mrd. Euro. Lediglich der Fahrzeugbau erzielte eine höhere Bruttowertschöpfung. Für den Staat heißt das eigentlich: Kunst ist nicht brotlos, sie bringt nicht nur Freude, Bildung und Austausch zwischen Menschen, sondern Geld und Arbeitsplätze.

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Zum Schluss

Die Kunst- und Kulturlandschaft unserer Gesellschaft ist essentiell. Hier findet Bildung im Austausch mit Menschen in direkter und indirekter Kommunikation statt. Historisches Verständnis und Auseinandersetzung mit der Gegenwart werden gefördert und gefordert. Zudem ist Kunst Zentral für die Wirtschaft, gerade in Deutschland, wo Kunst und Kultur einen der wichtigsten wirtschaftlichen Zweige darstellt. Viele Ebenen deckt die Kunst, deckt die Kultur ab.

Kunst macht sichtbar. Kunst bildet. Kunst ist politisch. Kunst verarbeitet. Kunst ist Geschichte und war schon immer da.
Kunst bringt uns voran.

Hier gelangen Sie zum ersten Teil

AUTOR:IN


Marius Greb
Franziska Boguslaw
Franziska Boguslaw - Kunsthistorikerin

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