Das Engagement der Deutsche Börse Photography Foundation

Was hat die Gruppe Deutsche Börse mit Kunst zu tun? Anne-Marie Beckmann begleitet das Kunstengagement der Deutsche Börse bereits seit Start im Jahr 1999.
20 Jan, 2021
Deutsche Börse Photography Foundation Titelbild

Heute leitet Anne-Marie Beckmann die Deutsche Börse Photography Foundation als Geschäftsführerin und kümmert sich um die Sammlung, Ausstellungen und Förderungen. Sie kuratiert auch die aktuelle Ausstellung „Open for business – Magnum photographers on commission“. Anne-Marie Beckmann erläutert, wie es zu dem Engagement kam und warum die Arbeit der Stiftung so wichtig ist.

Jean-Christophe Ammann gab den Hauptimpuls

Der damalige Direktor des Museums für Moderne Kunst, Jean-Christophe Ammann, überzeugte im Jahr 1999 den Vorstand der Deutsche Börse, eine Sammlung im Bereich der zeitgenössischen Fotografie aufzubauen. Das war nicht nur der Startschuss für die Sammlung, sondern auch für Anne-Marie Beckmann, die von Beginn an für den Aufbau der Art Collection Deutsche Börse verantwortlich war. Als Kuratorin entwickelte sie die Sammlung zeitgenössischer Fotografie ab Mitte des 20. Jahrhundert stetig weiter – bis heute.

Jean-Christophe Ammann MMK
Dr. Jean-Christophe Ammann – Quelle: archiv-jean-christophe-ammann.mmk.art

Ein wichtiger Aspekt der Art Collection Deutsche Börse ist das Sammeln in der Tiefe. Es werden immer ganze Serien oder Teile von Serien der Sammlung hinzugefügt. Einzelne Werke werden nicht erworben. So ist die Bildsprache eines Künstlers erkennbar. Die Deutsche Börse Photography Foundation hat sich dabei dem Medium der zeitgenössischen Fotografie verschrieben, thematisch ist die Sammlung offen.

Heute besteht die Sammlung aus über 2.000 Werken von 130 Künstlern aus 27 Nationen. Der Wert der Kunst hat sich in den letzten Jahren verdreifacht und liegt heute im zweistelligen Millionenbereich. Ein Verkauf der Werke ist nicht vorgesehen, da es sich um einen Sammlungskörper handelt, der organisch wachsen soll. Die Werke sind dabei handverlesen.

Die Deutsche Börse Photography ist seit 2015 eine gemeinnützige Stiftung. Dies ermöglicht ihr, eigene und unabhängige Entscheidungen zu treffen, wenn es um Zukäufe, Ausstellungen und die Betreuung der Sammlung geht. Die eigene Freiheit verpflichtet natürlich. Die Kunst ist an einem Ort, an dem sie nicht selbstverständlich ist.“ berichtet Anne-Marie Beckmann. Da die Kunst nicht in einem Museum, sondern im Arbeitsumfeld präsentiert wird, sind der expliziten Darstellungen von Sexualität und Gewalt hier deutliche Grenzen gesetzt. „Wir haben vor diesem Hintergrund beschlossen, auf diese Art der Darstellung zu verzichten“ führt Beckmann weiter aus.“

Mit der eigenen Ausstellungsfläche in The Cube kann die Sammlung den Mitarbeitern der Deutschen Börse, den Kunden und auch der Öffentlichkeit gezeigt werden. Das Engagement der Stiftung zeigt sich nicht nur durch die stetig wachsende Sammlung und das Interesse der Kollegen, sondern bereichert auch den ganzen Kulturstandort Frankfurt und Umgebung.

„The Cube“, eigener Ausstellungsort der Deutsche Börse Photography Foundation

Es geht um den Dialog

„Wir bringen gesellschaftlich relevante Themen mit und lassen die Kollegen damit über den Tellerrand schauen – auch mit Themen, die mit ihrer Arbeitswelt erstmal nichts zu tun haben – was uns besonders wichtig ist.“, erklärt Anne-Marie Beckmann. Anfangs war das Verständnis bei den Mitarbeitern, gerade im Hinblick auf kontroverse Themen nicht, immer gegeben, da die Kunst noch als reine Dekoration gesehen wurde. Auf Grund verschiedener Erwartungshaltungen war Aufklärungsarbeit gefragt. Nach nun über 20 Jahren hat sich das geändert. Heute sind die Sammlung und die wechselnden Ausstellungen ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur.

Dies , zeigte sich beispielsweise auch mit der „Favourite Pieces“ Ausstellung im Jubiläumsjahr 2019. Hier wurden die Mitarbeiter der Deutsche Börse aufgefordert, ihre Lieblingsfotos zu präsentieren und mit einem erklärenden Zitat zu begründen. „Das Interesse seitens der Kollegen war riesig und die Ausstellung ein wahrer Erfolg!“, freut sich Anne-Marie Beckmann. “ Es ist ein tolles Feedback zu sehen, dass die Kunst geschätzt wird und auch den Dialog unter den Mitarbeitern fördert.“

Partnerschaften und Förderungen

Neben den verschiedenen Ausstellungen und Partnerschaften gibt es andere Aktivitäten, wie Auszeichnungen und die Förderung zeitgenössischer Fotografie. Ein wichtiges Projekt ist der Deutsche Börse Photography Foundation Prize, der mittlerweile zu einer der renommiertesten Auszeichnungen im Bereich der Fotografie zählt. . Daneben gibt es weitere Formate, die junge Talente auszeichnen, wie den Förderpreis für Studierende der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG).Darüber hinaus ist der wissenschaftliche Austausch zum Thema Fotografie eines der zentralen Anliegen der Stiftung, sie veranstaltet beispielsweise regelmäßig „Artist Talks“, hier werden Künstler zu Werkgesprächen mit der Öffentlichkeit eingeladen.

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Der Kontakt zu Studierenden ist Anne-Marie Beckmann auch persönlich wichtig. Daher ist sie auch als Lehrbeauftragte an der HfG tätig. Dies bietet beispielsweise auch die Möglichkeit zu sehen, wie sich junge Künstler entwickeln und wo sie gezielt unterstützt werden können. So zählt Anne-Marie Beckmann auch zu den Mitgliedern des Kuratoriums der Künstlerhilfe Frankfurt. Des Weiteren werden Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem Goetheinstitut in Paris, dem Foam Fotografiemuseum in Amsterdam oder der Photographers‘ Gallery London organisiert und finanziell gefördert.

Mittlerweile ist die komplette Sammlung auch digital online verfügbar auf der eigenen Website. Dieser Schritt war enorm wichtig, um die Sammlung weiter zugänglich zu machen. Man sieht, dass einige Klassiker dabei sind, die wichtige Wegbereiter der Fotografie waren. Vor allem für die jüngeren Künstler ist das von Bedeutung, da sie dadurch mehr Plattformen und Aufmerksamkeit erhalten.

Open for Business mit Magnum

Die aktuelle Ausstellung „Open for business – Magnum photographers on commission“ . zeigt in Kooperation mit Magnum Photos Arbeiten von über 50 Fotografen der legendären Agentur der letzten 70 Jahre. Das Spannende an der Ausstellung ist vor allem, dass die Fotos Auftragsarbeiten von verschiedenen Unternehmen oder Institutionen sind. Diese sind bislang der Öffentlichkeit nicht in diesem Kontext präsentiert worden. Sie geben nicht nur Einblicke in die damalige Denkweise, sondern nehmen einen förmlich mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit – ob in eine bestimmte Unternehmenskultur oder zu Protestbewegungen auf der Straße.

Die Ausstellung lässt aber natürlich auch Kritik zu. Aus der Retrospektive betrachtet, stellen sich verschiedene Fragen für den Betrachter. Auch die Fotografen selbst erzählten im Gespräch? von ihren Erfahrungen und kritischen Erlebnissen.

So hat sich auch die Liste der Auftragsgeber gewandelt, für manche Branchen würden Magnum Fotografen vielleicht nicht mehr ohne weiteres fotografieren. Die Werke zeigen somit auch eine Entwicklung der eigenen Verantwortung auf – ob es dabei um die Auftragsfotografie in der Mode oder journalistische Kriegsberichterstattung geht.

Ein Blick in die Zukunft

Die Deutsche Börse Photography Foundation hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie international an Vertrauen gewonnen hat und mittlerweile als wichtige Institution für den Kunstbereich der zeitgenössischen Fotografie gilt. Neben der Sammlung ist auch das Engagement für Partnerschaften und Förderprogramme eine beachtliche Errungenschaft der Stiftung.

Der Dialog findet mittlerweile sowohl in der Arbeitswelt im eigenen Büro als auch digital statt. Anne-Marie Beckmann hat die Kunstgeradewegs an den Arbeitsplatz der Mitarbeiter der Deutsche Börse gebracht. Auch wenn aufgrund der Covid-19-Restriktionen die Ausstellung aktuell leider nicht für Besucher zugänglich ist, findet das Team der Deutsche Börse Photography Foundation passende Lösungen, die Ausstellungen und die Arbeiten zu präsentieren. So werden die digitalen Plattformen immer wichtiger. Doch das Erlebnis, die Kunst vor Ort im Original zu betrachten, können die Online-Plattformen noch nicht ersetzen.

AUTOR:IN


Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

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