Malenka Stenner sorgt für Qualität statt Quantität

29 Jun, 2020

Mainz ist bekannt als Universitätsstadt am Rhein. Dass es in Mainz einige Winzer gibt, wissen die wenigsten. In Mainz-Hechtsheim beispielsweise gibt es alleine 14 aktive Winzer. Eine davon heißt Malenka Stenner. Sie tritt gerade die Nachfolge des Familienweinguts an. Weitere Orte sind Laubenheim oder Ebersheim.

Weinkultur in Mainz und Rheinhessen

Die Hauptstadt Rheinland-Pfalz gehört zur Weinbauregion Rheinhessen. Im Kreis gibt es zahlreiche Weinveranstaltungen, Höfefeste, Winzerfeste, Weinprobiertage mit öffentlichen Ausstellungen von Künstlern und das Kirchenstück-Fest.

Rheinhessen gilt als größtes Weinbaugebiet mit 26.516 Hektar. Die Qualität der Weine in der Region hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Das liegt neben den Traditionshäusern auch an den viele Jungwinzern wie Tobias Krämer, Dr. Jana Hauck oder Juliane Eller, die sich untereinander austauschen, experimentierfreudig sind und innovative Gestaltungsmöglichkeiten ausleben.

Auch der Verband Maxime Herkunft Rheinhessen setzt sich für die Qualitätssteigerung ein und fördert den Austausch zwischen den Winzern in Rheinhessen.

Vom Mischbetrieb zum Weingut

Beim Anblick des schönen Hofs von ca. 1890 erkennt man sofort, dass hier mehr als nur Weinbau betrieben wurde. Damals spielte der Weinbau neben der Landwirtschaft und dem Viehbetrieb nur eine untergeordnete Rolle. Die vielen Hektar Land, die Pferde, Hühner, Schweine, Kühe und der eigene Schlachthof sorgten für genug Arbeit. Später kam noch die Straußwirtschaft hinzu. Symbol für die frühen Anfänge des Weinbaus ist die Weinkarte der Gaststube, welche anfangs gerade mal fünf bis sechs Weine zählte. In der Straußwirtschaft packte die ganze Familie an. Die Großmutter, der Großvater, die Tante und die Mutter haben mitgeholfen. Trotz hoher Nachfrage konnte die Wirtschaft nicht weitergeführt werden und musste dann 2014 geschlossen werden.

Die Tendenz zum Weinbau zeichnete sich bereits ab, als immer mehr Gäste Wein zum mitnehmen bestellten. Auch heute noch wird die Gaststube für Weinproben oder gesellschaftliche Feiern genutzt. Sollte sich in Zukunft ein Koch finden, könnte die Gaststube gegebenenfalls auch wieder in Betrieb genommen werden.

Heute steht im ehemaligen Kuh- und Pferdestall die Vinothek und im Keller befinden sich noch einige Weinschätze. Im Zuge der Modernisierung wurde der Hof umgestaltet und die Weinlagerung in den Edelstahltanks in eine extra dafür angelegte Halle umgesiedelt, sodass in den Keller schöne Holzfässer kommen können.

Heute umfasst das Weinbaugebiet Stenners 10 ½ ha Rebfläche.

Einfach nur „stenner“

Weinbau war und ist heute noch eine starke Männerdomäne. Daher ist es passend, dass der neue Name gender-neutral ist. Aus dem Namen „Bernhard Stenner“ wurde in diesem Jahr das „Weingut Stenner“. Das Rebranding geht mit einem neuen kunstvollen und zeitgemäßen Design einher. Auch der Geschmack der Weine hat sich gewandelt, da Malenka Stenner mehr auf Qualität statt Quantität setzt.

Damit setzt die Jungwinzerin ein Signal, dass die nächste Generation dran ist. Mit dem neuen Logo und dem Design bringt sie ein Stück weit ihre Persönlichkeit auf das Etikett. Anhand der verschiedenen Etikette kann man die Weine entdecken und ein Erlebnis genießen.

Die erfolgreiche Nachfolge fußt dabei ganz stark auf mehreren Säulen. Einerseits wurde nie Druck von daheim ausgelöst, so dass sich Malenka Stenner frei für den Beruf als Winzerin begeistern konnte. Diese intrinsische Motivation führte dazu, dass sie neue Schritte geht und den Austausch mit verschiedenen Winzern sucht. Dadurch bleibt die Lernkurve hoch und die Weine besser. Ihrer Philosophie bleibt Malenka dabei treu. „Die Weine müssen Spaß machen und zum Geschmackserlebnis werden“.

Ein weiterer Faktor ist die tatkräftige Unterstützung der Familie, welche das Arbeiten leichter macht und man von der Erfahrung der anderen lernen kann. Das nimmt den Druck und bietet damit neue Gestaltungsmöglichkeiten. Ihr Bruder Niklas Stenner ist noch in den Endzügen seiner Ausbildung und studiert im Anschluss ebenfalls in Geisenheim. Auch er möchte Winzer werden und im Familienbetrieb mithelfen.

Die Jungwinzerin

Manche wollen Astronauten werden, manche Influencer. Für die Winzertocher Malenka Stenner war der Traumberuf: Winzerin. Diesen Traum hat sie sich nun auch erfüllt. Nach dem Studium der Önologie und Weinbau an der Universität in Geisenheim konnte sie das frisch Gelernte im eigenen Familienbetrieb anwenden. Nach dem Studium verbrachte Malenka 2018 ihr praktisches Semester in Neuseeland. Dort konnte sie bei einem für neuseeländische Verhältnisse „kleinen“ Betrieb mit 100 Hektar im Vertrieb und Verarbeitungssegment Erfahrung sammeln und schloss gute Freundschaften mit anderen internationalen Mitarbeitern, mit denen sie noch heute im Austausch ist.

Malenka Stenner
Malenka Stenner – Copyright: Stephan Dinges

Malenka gefällt besonders die Vielfalt des Winzerberufs. Man ist in der Natur, kommt in Kontakt mit Menschen, kann sich ums Marketing kümmern und auch mal im Büro Zeit verbringen, wenn das Wetter schlecht ist. So motiviert Malenka nicht die finanzielle Seite, sondern die Naturverbundenheit und die Freude am Beruf. „Reich an Glück ist das Ziel.“

Für ihre Weine heißt es: „Geschmacklich frei sein!“ Damit verpasst Malenka ihren Weinen ihre ganz eigene Handschrift.

Partner Up!

Im Zuge der Partnerschaft von Mainz und Haifa bot es sich an, mit einem isrealischen Weingut eine Partnerschaft einzugehen. Mit Hai Vortman, dem Inhaber von Vortman Winery besteht nun seit längerem ein guter Austausch, der beide Seiten inspiriert.

Der ständige Kontakt und der Austausch unter den Winzern spielt eine große Rolle. Man lernt von den unterschiedlichen Erfahrungsschätzen und bei einem Glas Wein kommen.

Kreativ und digital

Im Rahmen von Corona fielen leider alle geplanten Veranstaltungen aus. Statt zu klagen, schritt Malenka zur Tat und began mit ihren ersten Online Wine Tastings. „Man muss sich der Herausforderung der Digitalisierung stellen, um sie meistern zu können.“ Dadurch nahm der Online Verkauf deutlich zu, so dass die fehlenden Einnahmen wegen Corona besser kompensiert werden konnten. Hinzu kommt das schöne Feedback, welches sie motiviert, neue Konzepte auszuprobieren, um ihre Weinkreation vorzustellen.

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Der Digitalisierung öffnet Malenka gern die Tür. Malenka Stenner ist aufgeschlossen für alles, was den Weinbau effizienter und besser gestaltet wie z.B. automatische Tanksteuerungen, GPS bei der Bepflanzung, Kühltechnik oder die Verwendung von Apps.

Weitere Informationen gibt es auf www.weingut-stenner.de

Copyright des Beitragsbildes: Stephan Dinges

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Marius Greb
Marius Greb
Geschäftsführer von Art & Wine Magazine - Nach einigen Jahren im Finanzwesen wechselte Marius Greb die Branche und befasst sich heute mit Kunst und Wein. Vor dem Start von Art & Wine Magazine startete er Entkorkte Kunst - eine Kombination aus Wein- und Malabenden. Sie möchten mit Marius in Kontakt treten? Schreiben Sie eine E-Mail an Marius@art-wine-mag.com

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